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Let’s talk about porn, baby | Teil3

Let’s talk about porn, baby | Teil3

Es ist ein Thema, das tabuisiert wird – und doch so wichtig wäre, zu besprechen. Wer hat die Macht im Porno und haben wir noch die Macht über uns selbst?

 

Teil 3: PorYES or PorNO?

Im Grunde ist es doch so: Es existiert so viel Bildmaterial von nackten Frauen, warum wird ständig neues, auch bewegtes, produziert? Und noch viel schlimmer – warum fotografieren Männer Frauen unter den Rock („Upskirting“), wenn diese es nicht mitbekommen und definitiv nicht wollen Geht es bei Pornografie doch mehr um Macht als um Befriedigung? Dickpics bringen schließlich ebenfalls pornografisches Material in den Alltag, wo es nichts zu suchen haben. Und viele träumen ebenso davon, ihren eigenen Sex zu filmen. Als ob man je alles, was da draußen existiert, konsumieren könnte!

Liegt die Faszination – und die oftmals damit zusammenhängende Abscheu, die den Diskurs zu diesem Thema so komplex machen – dafür gar in unserer Jugend? Sicher. Vor allem, nachdem der Zugang für alles, was mit Sexualität zu tun hat, für Jugendliche einfacher geworden ist. Waren es in den Neunzigern Schmuddelblätter, sexy Sportclips oder anrüchige Werbeseiten, brauchen heutzutage 13jährige nicht einmal mehr auf problematische Homepages gehen, um Webcams zu gucken. Die Lösung lautet Twitch. Auch, wenn diese Gamingplattform pornografischen Content schon alleine aus Jugendschutzgründen nicht gutheißt, so kann man doch den Frauen keinen Vorwurf machen, damit Geld zu verdienen und dafür Schlupflöcher zu finden.

Es ist ermächtigend für diese Frauen, ebenso wie für Webcamgirls, wenn sie sich selbst für ihre Performance entscheiden. Und ist es vielleicht nicht sogar besser, man sieht zu früh eherweiche Bilder“ – junge Frauen mit riesigen Ausschnitten zocken Spiele -, als direkt harte Pornografie? Durch Mainstream Pornografie wachsen Jugendliche nämlich speziell mit dem Bild auf, dass die alleinige und durchaus einzige Penetration zum Orgasmus führt – und dass dieser auch als ultimatives Ziel Sex definiert. Es kann dadurch der Eindruck entstehen, ein Orgasmus wäre wesentlich einfacher zu haben. Und die Misere, die diese Botschaften mit sich bringen, beginnt im wahren Leben.

Sex Education ist nach wie vor weltweit der Fehler im System. Ob zu Hause in der Familie oder in der Schule – es wird immer etwas ausgeklammert, allen voran queerer Sex. Vor den Eltern ist es dem Jugendlichen peinlich, vor den Mitschülern muss er sich mitunter übernehmen. Vor allem während der Pandemie wurde Onlyfans immer beliebter bei jungen Konsumenten. Hier bezahlt man für exklusiven Content von Prominenten. Und auf dieser Plattform wurde schließlich der vorwiegend erotische Content von Menschen berühmt. Diese Eindrücke prägen dann fürs Erwachsenenalter. Kein Wunder also, dass es früher Aufklärungspornos gab, die beim Einordnen halfen.

Man möchte fast sagen: Die Macht in diesem Spiel ist hart umkämpft, junge Menschen sind jedoch dabei ohnmächtig. Es gilt, sie zu schützen, sie in der Realität zu festigen und ausreichend aufzuklären. Damit sie nicht süchtig werden – nach Pornos, ihrem Lieblingsstar oder Streams.

Wie üblich ist die weibliche Sexualität in Bezug auf Pornokonsum wenig untersucht. Die Wissenschaft ist sich nicht einig, um Pornosucht bei Frauen genauso häufig vorkommt wie bei Männern. Ob sie ebenso angestiegen ist in den letzten Jahren – oder eben nicht. Pornografie ist ein Genussmittel – und von allen Genussmitteln, wie Junkfood oder Alkohol, kann man abhängig werden. Und so anregend all das sein kann, gibt es doch nichts über Sex mit Liebe. Der mag speziell zu Coronazeiten schwer zu finden sein, aber es lohnt sich, sich und seine Sexualität näher zu erkunden. Vielleicht mag feministischer Porno nicht für jeder Mann und Frau sein, doch wäre es wichtig, ethisch produzierte Streifen, wie auch von Pornodrehbuchautorin Maike Brochhaus, zu fördern. Sie schützen die Darsteller – und die Zuschauer. Noch wird nicht jede Spielart perfekt abgedeckt, aber für einen gesünderen Umgang mit unseren sexuellen Wünschen wäre es das wert. Und vielleicht reduziert das längerfristig betrachtet verstörende Bilder, auch im Alltag.

von Simone Bauer

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