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Let’s talk about porn, baby | Teil 2

Let’s talk about porn, baby | Teil 2

Es ist ein Thema, das tabuisiert ist – und doch so wichtig wäre, zu besprechen. Warum gucken wir überhaupt Pornos?

 

Teil 2: Eskapismus vs. Realität

Die Produktion feministischer Pornos ist nur folgerichtig: Es schien lange, als sei das Medium per se nur Männern vorbehalten. Und so wurden zunächst ihre Bedürfnisse befriedigt: Die Frau ist vor der Kamera stets willig. Man muss sich keinen Ängsten stellen, wie im echten Zusammentreffen – könnte sie mich ablehnen? Oder gar dominieren? Das macht es aber für einige weiblichen Zuschauer schwierig, auf ihre Kosten zu kommen. Manche hingegen werden allerdings ebenfalls beim Mainstream-Pornogucken glücklich.

Da Sex im feministischen Porno einvernehmlich geschieht, besteht natürlich die Möglichkeit, dass die Frau herabgewürdigt wird – sofern sie es eben intrinsisch selbst möchte. Doch wie sehr ist der Wunsch, dominiert zu werden, von früh konsumierter Pornografie abhängig? Fakt ist: Schon in unserer Teeniezeit manifestieren sich unsere sexuellen Vorlieben. Da sehen wir also Analsex beim Gangbang oder eben Bondage. Und das mag unser Verständnis davon beeinflussen, wie die Rolle der Frau im Schlafzimmer zu sein hat. So vermutet man, dass Analsex überhaupt erst zu so einem großen Thema in den letzten beiden Jahrzehnten wurde dank Porno. Währenddessen leiden Männer darunter, die stets potente Sexmaschine vorgelebt zu bekommen. Sie messen sich nicht nur an trainierten Pornodarstellern – sondern auch noch an wirklich abstrusen Vergleichen, denn der Penis wird oft digital oder kosmetisch verändert …

Letztlich ist eine häufig gesehene Praxis, dass Sex in Pornos wie harte Arbeit wirkt: Lautes, lustvolles Stöhnen lässt keine leisen Töne zu. Dauergeficke keinen Humor. Aber möchten wir für einen kurzen Moment Stressabbau auch lustige Oneliner zwischen dem Sex? Und sind die glatt rasierten perfekten Körper nicht vielleicht unsere Realitätsflucht vor unseren eigenen Geschlechtsverkehr, wo mal ein Fettröllchen ins Auge springt? Tatsache ist: Man muss sich dem komplett bewusst sein. Sein Pornoverhalten und seine Fantasien trennen von der Wirklichkeit. Keine Anforderungen stellen, keine Grenzen überschreiten.

Pornos decken das ab, was Hollywoodfilme ausblenden. Hätten uns Pornos nie gezeigt, dass Slaps erregend sein können – wir wären schon selbst drauf gekommen, denn intensive Sinneseindrücke schütten Endorphine im Gehirn aus. Studien zufolge steigert sich mit erhöhtem Pornokonsum allerdings auch der benötigte Härtegrad, um überhaupt noch zu kommen. Da hilft der schönste Plot nichts, wenn man sowieso nur zum Höhepunkt der Aggressivität spult. Einige Frauen stehen einfach nicht auf Vorspiel! Einige Frauen sind extrem dominant, auch, wenn sie gar nicht danach aussehen. Darum ist die Varianz an verfügbaren Filmen durchaus für die Repräsentation wichtig. Dazu zählt auch Postporn aus dem LGBT-Bereich, wie beispielsweise von Mondo Fetiche produziert. Hier gibt es keine Öko-Ästhetik, sondern BDSM in Candy Colors und alles, was man generell „Camp“ (quasi glitzernder Kitsch) nennt.

Im feministischen Porno sind die Gesichtsausdrücke anders, die Blickwinkel ebenso. Nimmt man echte Paare, ist es einfacher, die Komponente wirklicher Intimität darzustellen, wenngleich das der wohl schwierigste Faktor ist – und, wie gesagt, nicht jedem Konsumenten wichtig. Es wäre dennoch schön, wenn das erstrebenswerter würde. Denn Respekt vor einander im Bett ist das A und O. Und vor allem beim BDSM ist Vertrauen alles.

Was hilft, ist ein gesunder Konsum – Warnzeichen der absoluten Verrohung an sich erkennen und reagieren. Denn nur so kann es auch in der Realität noch funktionieren innerhalb der eigenen Partnerschaft. Das Thema komplett auszublenden macht keinen Sinn, immerhin gab es schon die explizite Darstellung sexueller Handlungen in Höhlenmalerei und der Antike. Zur Pornoflut und ihrer Einordnung kommen wir im dritten Teil.

von Simone Bauer

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