Es wird BUNT!
Der Frühling beginnt, es wird wärmer, die Tage werden wieder länger. Und die Natur gibt uns etwas zurück, was wir sehr vermisst haben: Farben.
Nahezu jeder Mensch kann mehr als 20 Millionen Farbtöne sehen und mit etwas Übung sogar mehr. Unser Gehirn verwendet mehr als 60% seiner Ressourcen, um die gewaltige Menge an Farbinformationen zu verarbeiten, die jede Sekunde auf uns einströmen. Warum sehen und gestalten wir seit Beginn der Kulturgeschichte unsere gesamte Lebenswirklichkeit mittels Farben?
Unser Erleben und Verhalten werden durch Farben gesteuert, denn genau das ist ihre biologische und kulturelle Funktion. Wir bemerken nicht, wie stark wir im Alltag von Farben beeinflusst werden, weil die so gut wie alle Botschaften und Reaktionen unbewusst bleiben. Der weltbekannte Psychiater Carl Gustav Jung schrieb einst Farben seien die „Muttersprache des Unterbewusstseins“.
„Farbe ist ein atmosphärischer Umweltfaktor, der uns müde, lustlos und krank machen kann oder auch wach, aktiv und gesund“, sagt der Farbforscher Dr. Prof. Axel Buether und bezieht sich dabei auf seine größte Studie, die er 2019 an der Klinik für Intensivmedizin am Helios-Universitätsklinikum Wuppertal durchführte.
Menschen orientieren sich nämlich ungewöhnlich stark an optischen Signalen und lernen durch visuelle Botschaften. Wissenschaftler sprechen deshalb von einem farbigen Vokabular, das der Mensch über Jahrtausende ausgeprägt hat und das ihm heute als schnelle Orientierungshilfe im täglichen Leben dient. Rot wird zum Beispiel generell mit Gefahr und Warnung in Verbindung gebracht. Das Gehirn ist auf die Signalwirkung dieser Farbe regelrecht programmiert. Sieht man Rot, aktiviert das Unterbewusstsein die Gehirnareale für Aufmerksamkeit, und man ist hellwach.
Natürlich soll Farbe häufig dekorative Zwecke erfüllen – aber auch hier gilt, dass die Ästhetik und das Gefallen im Auge des Betrachters liegen. Mit der farblichen Gestaltung lassen sich Stimmungen und Atmosphäre erzeugen, die das Wohlbefinden beeinflussen können. Gerade das Erzeugen von einer bestimmten Atmosphäre geht dann allerdings schon ein Stück weit über die normale dekorative Funktion hinaus. Zum Beispiel können Brillen mit farbigen Gläsern Stimmungen steuern.
Farben können verschiedenste Emotionen auslösen – sowohl positiv als auch negativ und wer den Einfluss der Farben auf sein Leben verstehen und gestalten möchte, muss sich mit ihren Bedeutungen auseinandersetzen und ihre Wirkungen in unterschiedlichen Situationen verstehen. Wer die für sich richtigen Farben für den jeweiligen Gebrauchszweck findet, fühlt sich wohler und lebt gesünder, ist wacher, aufmerksamer und leistungsfähiger, denkt und lernt konzentrierter oder kommt schneller zur Ruhe und schläft besser ein, um nur einige Wirkungen zu nennen. Farb-Wissen ist Macht und ein Schlüssel zu einem bewussteren und selbstbestimmten Leben.
Farbe ist schließlich auch eine Form der Selbstdarstellung ist, je nachdem wie Farbe für diesen Zweck eingesetzt wird. Ein generelles Schema, in das Menschen mit einer bestimmten Lieblingsfarbe hineinpassen, gibt es nicht, so der Farbexperte. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht mit den wichtigsten Farben und ihre Wirkung auf den Menschen.
Weiß ist eine Farbe des Schutzes und der Ermutigung, die ein Gefühl des Friedens und der Hoffnung vermittelt. Es bietet innere Klarheit und Ordnung und trägt dazu bei, emotionale Verstimmungen zu lindern.
Gelb wirkt belebend und wärmend, sorgt für Heiterkeit und stärkt die Nerven, lässt kleine Räume größer wirken, fördert Konzentration und Kreativität und ist die ideale Farbe für Kinderzimmer und Konferenzräume.
Orange regt den Appetit an und fördert die Geselligkeit, es steht für Optimismus und Lebensfreude, strahlt Gemütlichkeit aus, wirkt anregend und leistungssteigernd. Es macht sich gut in Räumen mit wenig Tageslicht sowie in Küchen oder Esszimmern.
Rot regt den Kreislauf, das Immunsystem und den Stoffwechsel an, steht für Energie, Liebe, Kraft und Sinnlichkeit. Es soll den Atemrythmus stabilisierten. Achtung: Zu viel rot macht unruhig.
Rosa ist intuitiv und einfühlsam, romantisch, liebevoll und intim, nachdenklich und fürsorglich. Es mildert die körperliche Aggressivität von Rot und ersetzt es durch eine sanfte, liebevolle Energie. Es zeigt Zärtlichkeit und Freundlichkeit. Es steht für Mitgefühl, Fürsorge, Liebe und gegenseitiges Verständnis.
Pink wirkt besänftigend. Es vermittelt ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen und wird als Schutzfarbe und „Erste Hilfe“ bei körperlichen und seelischen Schocks eingesetzt. Es soll die ideale Farbe für Schlafzimmer sein.
Violett steht für Würde, Mystik und Schutz. Es hat eine ausgleichende und regenerierende Wirkung und zügelt den Appetit. Es eignet sich sehr gut für Empfangsräume
Blau fördert eine entspannte Atmosphäre und steht für Ruhe und Vertrauen. Es hilft bei Schlafstörungen und Entzündungen und fördert die Kommunikation und klares Denken.
Türkis wirkt belebend und schafft ein kühles, aber persönliches Raumklima. Es verbessert die Kommunikation, stärkt das Selbstbewusstsein und fördert einen erholsamen Schlaf.
Grün sorgt für Ausgleich, Ruhe, Sicherheit und Geborgenheit. Es stärkt die Konzentration und hilft bei Nervosität, Gereiztheit und Schlafstörungen, fördert die Kreativität und wirkt regenerierend und vitalisierend. Es ist die ideale Farbe für Arbeitsräume – wenn auch „nur“ in Form von Pflanzen.
Braun ist neben Grün die vorherrschende Farbe auf unserem Planeten. Als Farbe der Erde und des Holzes ist Braun beruhigend und solide. Sinnlich, einfühlsam und warm erfüllt es einen mit einem Gefühl der Ruhe und Geborgenheit. Braun unterdrückt die Emotionen und schafft eine sichere Distanz zum Stress.
Schwarz bietet ebenfalls Schutz vor äußerem emotionalem Stress. Es vermittelt den Eindruck von Autorität und Macht, Selbstbeherrschung und Disziplin, Unabhängigkeit und einen starken Willen. Es kann einschüchternd, unfreundlich und unnahbar wirken, wird aber auch als Farbe der Kultiviertheit gesehen und findet sich häufig im Dresscode von Abendveranstaltungen wieder.